Seyd gegrüßt allesamt,

so leset denn daselbst, was sich am letzten Wochenende im Heuert ereygnet hat. Wieder waren die Spielleute Skadefryd unterwegs und zu Gast beym Europäischen Mittelalterfest zu Bitche in Lothringen. Damit die Spielfrouwen und -mannen ausgeruht ihr Tagwerk vollbringen können, reisten wir schon Tags zuvor an, um unser Quartier bey der sehr gastfreundlichen Familie Becker zu beziehen. Abends zur siebten Stund trafen wir eyn und wurden sogleych von den „Herbergseltern“ willkommen geheyssen. Flugs die Kemenaten bezogen, stürzten wir uns ins „Nachtleben“ von Bitche… nunja, mehr Nacht als Leben und so suchten wir eyn Gasthaus auf, welches mit tunesichen Spezialitäten lockte. Flugs richtete der Wirt aussen Tisch und Plätze, so alle dann an der grossen Tafel Platz fanden.
Die Speysenkarte war für die meysten eyn Buch mit sieben Siegeln, aber dank unserer Josefine und auch unseres Trumelers Frank verstanden wir, was in der Frankensprache geschrieben stand. Es ist unglaublich, egal, wohin wir unseren Trumeler mitnehmen, irgendeyner dort ist der slawischen Sprache mächtig, und so auch der tunesische Wirt, der auch schon viel von der Welt gesehen…
So bestellten wir Speys und Trank, und bald darauf trafen auch unsere Akami mit ihrem Gatten, dem Lord Boromir eyn und auch unser Goldkehlchen mit Söhnchen und Gefährten Hans Metwurst gesellten sich zu uns, diese waren später angereyst. Eynerseyts hatte dies kleyne Städtchen den Flair eyner Nekropole, wie sie viele von uns aus der Heymat kennen ABER – hier hat der Wirt die Sperrstunde eynfach auf Mitternacht gelegt, und so konnten wir ohne Hast den schönen Abend vor dem grossen Ereygnis geniessen.
Am darauffolgenden Morgen schickten sich die Mayden und Recken an, eyn überaus opulentes Frühstücksmahl, bereytet von „unseren“ Wirtsleuten, zu sich zu nehmen. Es gab nichts, was es nicht gab, Wurst, Käse, Marmelade, frisches Brot und Kuchen, Früchte, gesunde Säfte, eyn gar köstlich maurisches Heyssgetränk, Tee aller Arten.. Eyn kleynes Dankeschön an unsere Wirtsleute in Form eynes Ständchens bescherte uns eyn spritziges Gesöff, welches bis zu unserer Rückkehr von Mme Becker kalt gestellt wurde. Es fehlte uns wirklich an nichts, und sodann zogen wir los, die Instrumente und unser „Hab und Gut“ auf den Bollerwagen gepackt, gen Citadelle de Bitche, die uns immer im Blick war. Bald darauf sind wir am Eyngang angekommen, es war doch anstrengend, besonders für die, welchen den Bollerwagen über grobes Kopfsteinpflaster ziehen mussten.

Eyne Hürde musste noch genommen werden, denn die Mayd an der Kasse wollte uns doch tatsächlich Wegezoll abnehmen, aber dies Missverständnis ward sogleych aus der Welt geschafft und so machten wir uns auf den restlichen Weg bis in den Innenhof der Citadelle. Zunächst durch eynen langen Tunnel, welcher uns geeygnet schien, dort eyn ganz bestimmtes Liedchen darzubieten..
Eyn überwältigender Anblick bot sich uns nun – emsig wie die Ameysen liefen die fleyssigen Helferinnen und Helfer geschäftig über den Plan, welcher mit allerley Marktständen,Brätereyen und Plätze für das Volk beseelt war. Sicher – es ging auch darum, dass die Handwerker und Wirte ihr Geschäft machen konnten ob der feinen Waren für Gross und Kleyn, der reychhaltigen Speysenkarte, aber hier stand ganz klar das Mittelalter im Vordergrund, nicht der Kommerz…
Wer speysen und saufen wollt, der musste seyne Euro in Thaler umtauschen, welche wirklich aussahen, als lägen sie schon Jahrhunderte irgendwo in eyner Kammer. Die Spielleute haben sich nun eynen Platz zum Verweylen gesucht und unser Gunnar führte das Gespräch mit Helmut von Phantasia Historica, um den Ablauf zu besprechen. Derweyl bereyteten sich die Spielleute auf ihren ersten Auftritt vor. Geyge, Gitarre und die Cistern mussten gestimmt werden und kurz nach der 12. Stund fanden sich die Spielleute beym ersten Platze eyn, der den Besuchern eynen ersten Eyndruck verschaffen sollte, wer da nun auf dem Plane war und die Musici erklingen liess.
Jaa, Skadefryd hat den Nagel auf den Kopf getroffen, die Leute blieben stehen und verweylten, den Klängen zu lauschen, die mit viel Handgeklapper bedacht wurden.
3 andere Formatios waren ebenso auf dem Plane, So waren die Formatio Tryzna aus polnisch Landen zu Gast, mit denen wir… aber das will euch der Gevatter später erzählen…. 😉
Donner & Doria aus dem (Sch)Erzgebirge waren zugegen; diese spielten jedoch auf der Bühne, und eyne Gruppe aus Spielleuten und Feuergauklern, genannt Rhesus-Positif, unterhielten mit Dudelsack- und Trommelklängen das Volk. Somit war es eyn MITEYNANDER und keyner nahm dem anderen etwas ab und diese Mischung aus Musici und Gaukeley kam beym Volke an!
Recht frey in der Entscheydung, suchten wir unsere Plätze aus, das Volk mit unseren Klängen zu verzaubern und überall, wurden wir mit reychlich Handgeklapper bedacht.
Zu erwähnen ist auch, das wir ab sofort eynen weyteren Recken in der Musikantenrunde haben – Graf Markus wurde offiziell nach dem Ständchen für die Wirtsleute in den Stand des Fähnrich erhoben, ausgestattet mit den Insignien von Skadefryd, dem Banner und auch eyne kleyne Beygabe, die, wie Kenner wissen, ab und an bey manchem Lied vonnöten ist…
So begleytet uns nun Fährich Markus bey unseren Auftritten und bey der Piratenseele hisst er die Totenkopfflagge, wie es im Liedleyn von unseren Freunden von Metusa geschrieben steht.
Wohl unseres Auftretens wegen war der Veranstalter sogar gewillt, die Spielleute zum Mittagsmahle zu bitten und so kamen die Spielleute in den Genuss köstlicher Speysen wie Wildschwein, das auf dem grossen Grill zubereytet wurde. Die sommerlichen Temperaturen waren noch gnädig, so wir nicht ganz so elend in der Sonne darben mussten, gab es doch wenig Möglichkeyten, im kühlen Schatten zu spielen, aber auch die Zuhörer mussten verweylen, und so spielten wir zumeyst unter freyem Himmel und trotzten den Sonnenstrahlen, waren die Spielleute doch seit Trifels eyniges gewohnt.
Skadefryd zog über den Plan und ward so bis zur 8. und eyner halben Stund unterwegs, mal hier und mal da, so viele der Besucher erreycht werden konnten.
Der erste Tag ward geschafft, und die Spielleute blickten nur in zufriedene Gesichter und auch der Veranstalter zeygte sich äusserst erfreut ob der Darbietungen, die er immer wieder auf seynen Rundgängen erheyschte.
Auch die Spielleute waren mit sich selbst zufrieden, was kann es denn Schöneres geben, als mit der Musici Menschen glücklich zu machen???
Wir wanderten nun zurück in unser Domizil, den Bollerwagen nebst Instrumenten konnten wir auf der Citadelle belassen, und so trafen wir bald darauf im Ort eyn, wo wir von den künstlichen Regenfällen und den kalt gestellten Getränken sehnsüchtig erwartet wurden. Nicht alle hatten noch die Kraft, und so „opferte“ sich der Rest der Formatio, die prickelnden Getränke zu geniessen, solange sie noch kalt waren. Aber auch die verbliebenen Spielleute strebten nun nach ihren Schlafplätzen, um ausgeruht den kommenden Tag zu beginnen.
Erneut eyn Frühstücksmahl von königlicher Güte, die Spielleute mit Begleytung umsorgt von den Wirtsleuten, auf dass es ihnen an nichts fehle..ahhh erwähnenswert ist die unermüdliche Arbeyt von Josefine, unserer Mansionarius, die dafür sorgt, dass die Spielleute eyne angenehme Unterkunft bey den Spielorten haben, sey es eyn Platz, um das Zelt zu errichten oder gar eyne feste Behausung…

Und wieder machten sich die Spielleute auf den Weg zur Citadelle und eyn Blick in den Himmel sagte uns, dass es eyn heysser Sommertag werden würde, gekrönt von eynem Feuerwerk in den späten Abendstunden…
Flugs die Instrumente gestimmt, erwartete uns eyne grosse Aufgabe – der Herzog hielt Eynzug nebst Gemahlin und Hofstaat und diese wollten beym Mahle unterhalten werden. Die Spielleute begaben sich zur Festtafel und eyn Gaukler namens Flobold daselbst stand ebenso bereyt, die herzögliche Gesellschaft zu unterhalten. Da unsere Mansionarius der Sprache der Franken mächtig ist, wurde sie beym Herzog vorstellig und kündigte Skadefryd an und eyn wohlwollendes Nicken in unsere Richtung war für uns das Zeychen, mit dem ersten Lied zu beginnen. Der Erste Merseburger Zauberspruch eröffnete den Reygen und der Herzog mit seynem Gefolge war äusserst angetan ob unserer Kunst, besonders beym Lied vom Murmeltier, welches halb in der Sprache der Franken vorgetragen ward, gesungen von Gunnar, dem Trobador… jaaa da reckten sich die Hälse und bey eyn jedem zeygte sich Freude im Gesicht!! Der Minnesang ward ebenso dargeboten und überaus reychlich Handgeklapper war unser Lohn. Natürlich durften auch die anderen Spielleute ihre Kunst zum Besten geben, auch sie wurden mit Handgeklapper belohnt.
Nun war guter Rat theuer, wo sollten wir Aufstellung nehmen? Das Volk darbte unter der Sonne und die Spielleute kamen nicht umhin, ebenfalls in der Sonne mit dem Volke zu leyden, aber ALLE hielten tapfer durch!
Reichlich kühles Getränk reynsten Wassers war das Lebenselixier, aber auch die Wänste mussten mit Speys gefüllt werden, entweder mit wilder Sau vom Spiess, Rind oder Schweyn.. dazu leckeres Gemüse, frisch geraspelt, Baguette ward  dazu gereycht. Überaus fleyssige Hände versuchten, die Wünsche der Gäste zu erfüllen, sie scheyterten nur daran, dass die Sauen schneller vertilgt denn gebraten wurden, eyne richtige „Sauerey“… Die Preyse übrigens waren sehr moderat.
Zwischenzeytlich wurden wir von eynem Spielmann aus polnisch Landen angesprochen, der uns eynlud, nach getaner Arbeyt auf eynen kleynen Umtrunk in deren Lager zu kommen. Natürlich sagten wir zu, aber es lag noch der Tag vor uns, es galt, weytere Auftritte zu bestreyten.
Es war jedes Mal eyn Erlebnis zu sehen, wie Jung und Alt unseren Klängen lauschten und was dem Gevatter auffiel – viele junge Zuhörer zückten ihre Seelenfänger und bannten die Bilder und Töne in die gar seltsamen Apparaturen, welche sie „Händykäm und Smartfoohn“ nannten… so werden wohl auch die beweglichen Bildleyn im unsichtbaren Netz zu finden seyn…
Der Tag neygte sich langsam zu Ende und kurz vor der neunten Stund beendeten die Spielleute ihren Reygen, was aber nicht hiess, die Instrumente weg zu packen, neyyyn – Franck den Trumeler juckte es immer wieder in den Fingern und so schnappte sich der Gevatter daselbst die Dulcister, um eynige Weysen dem Volke, was sich um uns herum befand, darzubieten. Mittlerweyle kam unser neuer Freund Michal von der polnischen Formatio Tryzna auf den Plan, schnappte sich eyne Flöte von Akami und ergänzte das Duo zu eynem Trio.
Nun war es aber an der Zeyt, den Bollerwagen zu beladen und dem Ausgang entgegen zu streben, da allgemeyn zum Aufbruch gerufen ward, so alle die Citadelle verlassen mussten um eynem weyteren Höhepunkt die Aufmerksamkeyt zu schenken.
Gleych am Fusse der Anlage erwarteten uns die Spielleute von Tryzna und zuallererst wurde auf unsere neue Freundschaft angestossen. Natürlich ging es nicht lange und die lang erwartete Verbindung von 2 Spielmannsgruppen improvisierte alte bekannte Weysen. Mit Davul, Cistern, Flöten und Dudelsack unterhielten wir die Vorbeyziehenden, aber auch die, die verweylten… denn, es wurde immer dunkler und viele Besucher nahmen auf den Anhöhen Platz, den Blick ins Tal gen Bitche gerichtet..
Dann, nach der zehnten und eyner halben Stunde war es soweyt – die Citadelle lag im Dunkeln, die Lichter wurden gelöscht und aus dem Tale erscholl die Stimme des Bürgermeysters zu Bitche, der sich bey allen Akteuren und Mitwirkenden bedankte  für die geleysteten Dienste.
Musik erklang, majestätisch, klangvoll, ergreyfend und dann stiegen die ersten Feuerwerke in die Höhe, weyt hinauf in den klaren Himmel, eyn imposanter Anblick, und Ahhs und Ohhs wie auch Handgeklapper waren allenthalben zu hören… Fast eyne halbe Stunde dauerte der Reygen und viele massen das Feuerwerk mit eynem am schwäbischen Meer…
Der schönste Tag geht eynmal zu Ende, und wir verabschiedeten uns von unseren polnischen Freunden, zogen ins Tal hinab und strebten unserer Herberge zu. Es war geschafft, 2 sehr erfolgreyche Tage lagen nun hinter uns und wirklich ALLE waren zufrieden. Raus aus den Gewändern… haaaalt, nicht dass ihr denkt, wir haben eyne Orgie gefeyert, die Frouwen hatten stets ihre eygene Kemenate, es ging stets züchtig zu bey den Spielleuten…. den künstlichen Regen genossen und dann bey eynem kleynen Schlummertrunk die Tage Revue passieren lassen….
Am darauffolgenden Morgen durften wir eyn letztes Mal das Frühstück geniessen, und dann hiess es Abschied nehmen von Bitche und Familie Becker mit dem Versprechen, dass wir wiederkommen werden, entweder als Spielleute oder als Besucher der Citadelle.
So traten wir unsere Heymreyse an, und nun hat uns der Alltag (fast) wieder, denn Bitche war eyn Erlebnis, dass wir nicht so schnell vergessen werden und wir sind sicher, es werden noch viele folgen.

Euer Gevatter